Fünf Monate nach Streichung - Urteil bestätigt
Drei Monate bedingt damit rechtskräftig - Amnesty International spricht von "archaischer Legaldiskriminierung". Das Oberlandesgericht (OLG) Wien hat ein Urteil nach dem Homosexuellen-Paragraf bestätigt. Das OLG konnte der Diversion "nichts abgewinnen", wie die Vorsitzende des Dreier-Senats, Richterin Ingrid Jelinek, formulierte. Der 38-Jährige habe "über zweieinhalb Jahre" mit insgesamt vier Jugendlichen verkehrt, worin das Gericht "schwere Schuld" zu erkennen glaubte. Die Grün-Politikerin Ulrike Lunacek meinte: "Ein Skandal, dass nach Aufhebung des Paragrafen 209 noch ein Urteil bestätigt wird." Sie verlangte, Justizminister Dieter Böhmdörfer (F) möge jetzt Bundespräsident Thomas Klestil vorschlagen, sämtliche nach dieser Bestimmung verurteilten Männer zu begnadigen und finanziell zu entschädigen: "Böhmdorfer muss handeln."