RKL-Präsident Graupner erhielt Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
Erstmals staatliche Orden für LGBTI-Engagement
Im Jubiläumsjahr 25 Jahre Rechtskomitee LAMBDA (RKL) hat die Wiener Landesregierung, österreichweit das erste Mal in der Geschichte, staatliche Orden ausschließlich für Verdienste gegen die Diskriminierung und für die Gleichstellung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intergeschlechtlichen Menschen verliehen.
Im Zuge eines Festaktes im Großen Wappensaal des Wiener Rathauses hat die amtsführende Stadträtin Sandra Frauenberger am 10. November 2016 - in Vertretung des Bürgermeisters - Dr. Helmut Graupner, Präsident des Rechtskomitees LAMBDA (RKL) und Co-Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sexualwissenschaften (ÖGS), das Goldene Verdienstzeichen und Mag. Andreas Brunner, Leiter des Forschungszentrums QWien und Mitbegründer Regenbogenparade, das Silberne Verdienstzeichen des Landes Wien überreicht.
In ihrer sehr persönlichen Laudatio hat sie die Verdienste der beiden Geehrten um das Land Wien herausgestrichen, an die gemeinsam erreichten Erfolge erinnert und versichert, dass die Stadt Wien ihren vorbidlichen Einsatz konsequent fortsetzen werde bis die Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten und intergeschlechtlichen Menschen vollständig beendet sein wird.
Dr. Helmut Graupner ist Mitbegründer des Rechtskomitees LAMBDA (RKL), Österreichs LGBTI-Bürgerrechtsorganisation, und dessen Präsident seit der Gründung im Jahre 1991. Durch Verfahren an österreichischen und europäischen Gerichtshöfen hat er das diskriminierende Mindestalter für männlich-homosexuelle Kontakte ebenso zu Fall gebracht wie den Scheidungs- und den Operationszwang für Transgenderpersonen; ebenso hat er die Stiefkind- als auch die gemeinsame Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare und die medizinisch unterstützte Fortpflanzung für lesbische Paare sowie die vollständige Gleichstellung der verschiedengeschlechtlichen und der gleichgeschlechtlichen Elternschaft erkämpft. Für Deutschland hat er durch zwei Verfahren am Gerichtshof der Europäischen Union die Gleichstellung von eingetragenen Paaren mit Ehepaaren im Pensionsrecht erwirkt (Maruko 2008, Römer 2011). Durch Gerichtsverfahren und politisches Lobbying konnte er die Unterscheide zwischen der Zivilehe und der eingetragenen Partnerschaft von ursprünglich 100 auf heute 32 (nach gegenwärtig geplanter Gesetzgebung: 17) Unterschiede reduzieren. Seit 2015 führt er die parlamentarische Bürgerinitiative Ehe Gleich! an, die die Aufhebung des Eheverbots für gleichgeschlechtliche Paare zum Ziel hat und mit über 50.000 Unterschriften eine der erfolgreichsten Bürgerinitiativen überhaupt ist.
Erkämpfte Rechte umsetzen und verteidigen
Dr. Helmut Graupner spannte in seiner Dankesrede den Bogen von den Anfängen in den düsteren Zeiten der Kriminalisierung über die zahlreichen Erfolge der letzten Jahrzehnte hin zu den bevorstehenden Herausforderungen im Diskriminierungsschutz, der Rehabilitierung der Opfer der früheren Strafverfolgung und der Ehegleichheit. Er betonte, dass die Arbeit mit der Beendigung der rechtlichen Diskriminierung nicht getan sein wird, müssen die erkämpften Rechte doch im Lebensalltag wirksam umgesetzt und vor allem auch gegen versuchte Rückschritte verteidigt werden.
Im Anschluss an die mit stehenden Ovationen bedachte Dankesrede überreichten Teile des RKL-Teams Graupner einen besonders großen Regenbogenblumenstrauß.
Anwesend waren unter anderem Klubobmann NRAbg. Mag. Andreas Schieder, die vormalige Volksanwältin Mag.a Terezija Stoisits, BRAbg. Ewa Dziedzic, BRAbg aD Marco Schreuder, Vera Nemes-Schieder, ÖGS-Präsident Mag. Johannes Wahala, Mag. Hubert Steger, Leiter des Bereichs Opferschutz und Prozessbegleitung von Buben, Burschen und Männern in der Männerberatung Wien, Obmann der Gay Cops Austria Josef Hosp, RKL-Generalsekretär Walter Dietz, RKL-Finanzreferent Gerd Brandstätter, die RKL-Vorstandsmitglieder Rolf Andréll, Richard Fischer und Christof Jop, der Künstler Neil Curtis stv. Generalsekretärin der ÖGS Mag.a Sabine Ziegelwanger, Gründer der HOSI-Tirol und der Aids-Hilfe Tirol Dr. Michael Halhuber-Ahlmann (Träger des Eduard-Wallnöfer-Preises 1987), Gemeinderat Peter Kraus, der vormalige SOHO-Bundessekretär Mag. Raoul Fortner und die Wiener Antidiskriminierungsbeauftragten Gela Schwarz und Mag. Wolfgang Wilhelm (letzterer zudem ÖGS-Generalsekretär).
Fotos: Martin Votava/PID; Michael Hierner